Wirtschaftsfaktor mit Wachstumspotenzial
Wohnmobiltourismus gewinnt in der Schweiz langsam an Bedeutung – sowohl bei Reisenden als auch auf regionaler wirtschaftlicher Ebene. Die Wertschöpfung ist weit mehr als ein Trend: Sie stärkt lokale Geschäfte, Beschäftigung und Infrastruktur. Aktuell sind über 100'000 Wohnmobile in der Schweiz eingelöst, eine Verdoppelung seit 2016.
Direkte und indirekte Effekte im Überblick
Wohnmobilgäste tätigen Ausgaben nicht nur bei Stellplatzbetreibern, sondern auch bei regionalen Anbietern wie Gastronomie, Einzelhandel, Freizeitaktivitäten und technischen Dienstleistern. Diese direkten Ausgaben lösen darüber hinaus indirekte Effekte aus: Warenlieferungen, Reparaturservice sowie Lohnzahlungen an lokale Mitarbeitende stärken die Wertschöpfungskette mehrfach.
Saisonale Ergänzung und regionale Stabilität
Insbesondere schwach touristisch erschlossene Regionen mit saisonalem Tourismus profitieren vom Wohnmobiltourismus als ergänzendes Angebot. Er trägt zur Verteilung touristischer Einnahmen über das Jahr hinaus bei, entlastet Hauptsaisondestinationen und schafft zusätzliche Perspektiven insbesondere im Nebensaisongeschäft. Die meisten Wohnmobilisten sind im Herbst und Frühling unterwegs (98%) gefolgt vom Sommer (83%) und Winter mit 48% Wintercamper.
Infrastruktur & digitale Angebote schaffen Mehrwert
Von gut ausgestatteten Stellplätzen mit Strom, Wasser, Entsorgung bis hin zu digitalen Services wie Online-Reservierung oder TWINT-Zahlungsmöglichkeiten – moderne Infrastruktur verbessert die Aufenthaltsqualität erheblich. Gleichzeitig entlastet sie Kommunen und fördert eine nachhaltige Nutzung touristischer Ressourcen. 55% der über 1400 befragten Wohnmobilisten sind vorwiegend auf Stellplätzen unterwegs, 26% meist auf Campingplätzen und rund 17% benützen beides gleich häufig.
Nachhaltigkeit und lokale Kooperation
Nachhaltige Angebote – etwa regionale Produkte, Kooperationen zwischen Stellplatzbetreibern und lokalen Gastronomen oder Bergbahnen schaffen Synergien und erhöhen die lokale Wertschöpfung. 40% wünschen sich vergünstigte Bergbahnen- oder Schifffahtsangebote, 42% vergünstigter ÖV. Allerdings zeigen auch 37% kein Interesse an zusätzlichen Angeboten.
Herausforderungen und Handlungsbedarf
Regulierung & Konflikte: Ohne klare Regelungen kann es zu Konflikten mit Einheimischen kommen, Parkplätze werden blockiert oder es wird in Stosszeiten wild campiert, d.H. an Orten, welches weder Stell- noch Campingplätze sind.
Entsorgungs- und Kapazitätsengpässe: Mangelnde Infrastruktur kann zur Belastung der Umgebung führen. Investitionen für Ver-/Entsorgungsstationen sind nötig. Von den 1400 Befragten reisen 93% mit eigener Toilette.
Fehlende Daten: Exakte Daten zu Ausgabeverhalten und regionalen Effekten fehlen in der Schweiz, um gezielte Förderungen zu rechtfertigen. Wohnmobilreisende sind aber viel und langreisende, 46 % sind zwischen 20 – 50 Nächte im Jahr unterwegs, 45% über 50 Tage pro Jahr.
Wertschöpfung konkret
Gemäss Studie des dwif aus München aus dem Jahr 2021 gaben Campingtouristen auf einem deutschen Campingplatz pro Tag und Person knapp über 50 CHF aus. Knapp mehr geben die Wohnmobilisten aus, die auf Stellplätzen übernachten, obwohl die Übernachtungskosten wesentlich günstiger waren. Die Übernachtungskosten betragen in diesem Fall nur rund einen Achtel der Ausgaben am Zielort.
Auf die Schweiz umgerechnet inklusive der nun teureren Camping- und Stellplätze darf mit mindestens 70 CHF pro Tag und Person gerechnet werden.
Die Umfrage unter 1400 Wohnmobilisten wird demnächst veröffentlicht.
11.8.2025